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Difference between revisions of "Agreiter Richard"

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* Die Zeit als vierte serielle Dimension: Versprechungen - Das Versprechen (Seite 34)
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* Materie als Schiffre eines Bildhauers: Orbis (Seite 36)
* Materie als Schiffre eines Bildhauers: Orbis (Seite 36)
* Magie der Metamorphose                             FACES – FACE À FACE                      38
* Magie der Metamorphose: Faces - Face á Face (Seite 38)
Naturpatina und Patina                             SELBSVERSTÄNDLICH 4                      40
* Naturpatina und Patina: (Seite 40)           
Quadratur der Seriellen Skulptur                   TÄNZE DER ELFEN                          44
* Quadratur der Seriellen Skulptur: Tänze der Elfen (Seite 44)
Fotografie und Konzept (pdf)                       DIE ANDERE, ELLE                        48
* Fotografie und Konzept: Die Andere, Elle (Seite 48)
MiPArt Galerie (p                                  Oroboros (Harald Kirchebner)             50
* MiPArt Galerie: Oroboros (Haraldkirchebner; Seite 50)
Impressum - Förderung                                                                       52
* Impressum - Förderung (Seite 52)
MiPArt CD                                                                                   53
* MiPArt CD (Seite 53)
 
Die MiPArt Ausstellung 2009 präsentiert Bronzeplastiken von Richard Agreiter in einer direkten Gegenüberstellung mehrer, wiederholt vom gleichen Ursprungsmodell gegossener Skulpturen, mit gezieltem Augenmerk auf Wiederholung und den Rhythmus der seriellen Form.  Jedes Original zeigt in der seriellen Zusammenstellung den fließenden Übergang einer individuell numerierten Bronze zum unverkennbaren Unikat.
 
Im Grunde ist jeder Bronzeguss ein Experiment.  Einem nicht mehrfach wiederholbaren Experiment wird in der Wissenschaft jede Gültigkeit abgesprochen.  Erst das wiederholte Ergebnis verleiht dem einzelnen Ereignis Gültigkeit und Wert.  Je öfter die Wiederholbarkeit dem tatsächlichen Versuch standhält, umso mehr wird das ‚verifizierte’ Phänomen zur gültigen, naturgesetzlichen Erkenntnis.  Die Wiederholbarkeit ist nicht Gegensatz sondern serieller Bestandteil des Einmaligen auf verschiedenen Stufen der Komplexität.  Einmaligkeit entsteht durch Wiederholbarkeit, in der Suche des Künstlers und Wissenschaftlers nach unbeirrbarer Gültigkeit.
 
=== BIG MAMAS ===
[[File:ENSEMBLE-BIG_MAMA.JPG|250px|right|BIG MAMAS]]
'''Vom Seriellen Ensemble zur Seriellen Skulptur'''
Wir stellen die Hypothese auf, daß erstmals in der Kunstgeschichte  die Präsentation serieller - also  mehrerer - Bronzegüsse eines Ursprungsmodells als Leitmotiv gewählt, als Serielle Skulptur definiert und in der Ausstellung MiPArt 2009 verwirklicht wird. Die serielle Kunst hat zwar ihren Ausgangspunkt bereits Ende des 19. Jahrhunderts genommen, doch zeigte die Bronzeskulptur ein beinahe schamhaftes Widerstreben, sich mit Ihresgleichen in Serie zu zeigen. 
 
In der Skulptur ENSEMBLE ist die Zusammenführung des Weiblichen und Männlichen – BIG MAMA und DER SELBSTVERSTÄNDLICHE - zu einem ‚Ensemble’ als einheitliche Figur bereits tief im Werk von Richard Agreiter begründet.  Dies verleitet geradezu zum weiteren, spielerischen Experimentieren mit Elementen verschiedener Skulpturen bis hin zur Seriellen Skulptur: BIG MAMAS – gemeinsam sind wir stärker.
 
Jede Skulptur im Einzelnen beansprucht Gültigkeit für sich.  Die Serielle Skulptur ist jedoch mitbestimmend nicht nur für den Rhythmus der Form, auch für das Tempo giusto – das angemessene Tempo – der Betrachtung.  Die Zusammenstellung gebietet Einhalt und Entschleunigung, führt in die Tiefe, beruhigt und reizt gleichermaßen.
 
GEMEINSCHAFT wurde von Richard Agreiter als Gruppierung dreier Skulpturen aus dem Seriellen Ensemble STATUAIRE kreiert.  Die Serielle Skulptur trat bereits früh in der MAMETTE in Erscheinung, und kann als Erweiterung der Kombination verschiedener Elemente (ENSEMBLE; TANZ DER ELFEN) verstanden werden.  Unsere fotographischen Experimente nahmen diese Fährte auf und führten uns zur Entdeckung eines Konzepts, welches wir hier mit dem Begriff der Seriellen Skulptur definieren und in den thematischen Mittelpunkt der MiPArt Ausstellung 2009 rücken.
 
 
=== KRAFT - SPIELE DER KRÄFTE ===
[[File:Kraft-spiele_der_kräfte.jpg|250px|left|KRAFT - SPIELE DER KRÄFTE]]
'''Künstlerkraft und Thermodynamik'''
Wenn vom Koksfeuer erhitztes, schmelzendes Metall in die Sandform gegossen wird, erleben wir den Prozess der Formumwandlung als ein Zusammenspiel von Künstlerkraft und den Wirkungskräften der Thermodynamik.  Es erinnert die Werkstatt des Meisters an ein Labor der Alchemie, die Transformation des Metalls an den magischen Prozess der Verwandlung.  Tanzt das heißflüssige Metall zu sehr aus der Reihe, kann das Experiment durchaus auch als ‚daneben gegangen’ beurteilt werden.  Alle Schritte in der Entstehung des Gesamtkunstwerkes von Richard Agreiter bleiben in seinen Händen, von der Schaffung der Idee über Skizzen und Modelle, vom ersten Gipsentwurf bis zur Einformung und zum Bronzeguss, und der nachfolgenden individuellen Zisellierung einer Skulptur.  Richard Agreiter hat ein nahezu archaisches Verhältnis zur Bronze.  Bronze ist eine Legierung aus Kupfer, die meist Zinn, aber auch andere Buntmetalle enthalten kann.  Ein ganzes Zeitalter der Menschheitsgeschichte - in Europa vom Ende des 3. Jahrtausend bis zum Beginn des 1. Jahrtausend v. Chr. - leitet seinen Namen von der Bronze ab.  In Richard Agreiters künstlerisches Werk fließt die schöpferische Gewalt der Naturgesetze mit der Eigenwilligkeit des Metalls ein: als vielfältige Spielart von flüssiger und erstarrender Materie, von mikroskopischen Variationen, kleinsten Austritten bis zur Ausformung von Federn – und plötzlich eine vulkanartige, bedrohliche Explosion: mit Glück nur ein überraschender ‚Fehlguss’.  Macht ein Fehlguss durch Selbsinszenierung der Bronze die Skulptur zum unwiederholbaren Unikat, oder ist erst die Vorhersagbarkeit und Wiederholbarkeit - die Reproduktion – ein Beweis der Gültigkeit des geformten Bronzekunstwerks?
 
 
=== SELBSTVERSTÄNDLICH 4 ===
[[File:Selbstverständlich4.jpg|250px|right|SELBSTVERSTÄNDLICH 4]]
Die Ausprägung der Naturpatina der Bronzen von Richard Agreiter steht in direktem Zusammenhang mit dem selbst durchgeführten Gussverfahren im Sandbett.  Abwandlungen von Bronzelegierung und Gusstemperatur und der herrschenden Umgebungsfaktoren führen zur individuellen und nicht wiederholbaren Patina.  In unseren Seriellen Skulpturen wird auch das Zusammenspiel von Naturpatina und thermochemisch nachgeprägter Patina ausgelotet.
 
=== TÄNZE DER ELFEN ===
[[File:TänzeDerElfen.jpg|250px|left|TÄNZE DER ELFEN]]
'''Quadratur der Seriellen Skulptur'''
TANZ DER ELFEN ist eine Skulptur, welche aus zwei Elementen eines Seriellen Ensembles besteht: Unsichtbares wird greifbar gemacht.  Durch Zusammenstellung zweier Skulpturen von TANZ DER ELFEN erreichen wir die ‚Quadratur der Seriellen Skulptur’ – TÄNZE DER ELFEN: das Greifbare löst sich auf in der Bewegung, zerfließt zu Rhythmus, verströmt ins Mysterium der seriellen Form.
 
=== Von der Fotografie zum Konzept der Seriellen Skulptur ===
[[File:Haie.JPG|250px|right|HAIE]]
'''Eine Begegnung von Kunst und Wissenschaft'''
An einem Wochenende im April 2009 erstreckte sich das Schneefeld von der Kirche von Steinberg noch bis an das Haus „Gana“, wo Richard Agreiter mit seiner Frau Ghislaine lebt und in welches das Atelier und die Werkstätten des Künstlers integriert sind.  Das strukturierte Weiß, die Kulisse des Rofan-Gebirges und ein strahlendes wolkenloses Blau eigneten sich zu einem fotographischen Osterfest der Inspirationen und Konstellationen von Bronzeplastiken.  Es bedurfte nicht vieler Worte zwischen Richard Agreiter und Erich Gnaiger.  Der Rhythmus der seriellen Form bildete das fotographische Konzept, mit welchem der Naturwissenschaftler Erich Gnaiger mit dem Künstler eine nahezu symbiotische Zusammenarbeit beginnen sollte.  Die Seriellen Skulpturen sind Vervielfachung von Licht und Schatten.  Ein Selbstgespräch wie auch ein Dialog.  Die Verliebtheit der Form in sich selbst.  Eine Reflexion - in Abwandlung des Logos ‚Oroboros’ der MiPArt Galerie.
Das Grundthema der Einmaligkeit und Wiederholbarkeit stellt das Werk von Richard Agreiter ins Spannungsfeld zwischen Kunst und Wissenschaft, welches dem Leitbild der MiPArt Galerie entspricht. MiPArt versucht, wissenschaftliche Konzepte durch die Kunst verständlicher zu machen und gleichzeitig sich der Kunst mit wissenschaftlichem Hintergrund zu nähern – eine spannende Kooperation zwischen Wissenschaft und Kunst, zwischen KünstlerInnen und WissenschaftlerInnen.
 


== Mystery of Serial Forms (English Version) ==
== Mystery of Serial Forms (English Version) ==

Revision as of 13:55, 22 May 2015

Biografie

Kurzbiografie

  • Richard Agreiter, geboren 1941, stammt aus einer alten Ladiner-Familie des Gadertales, die nach Steinberg am Rofan umsiedelte.
  • 1955-61 Besuch der Kunstschule Innsbruck
  • 1962-64 Hospitanz bei einem Bildhauer in der Schweiz, unterbrochen durch den Militärdienst
  • 1966 Eröffnung eines eigenen Ateliers in seinem Heimatort Steinberg. Bildhauer mit Materialien Holz, Ton, Stein, Gips und Bronze.
  • 1969-71 Stipendium des Landes Tirol an der Academie Royale des Beaux Arts, Brüssel; Studienabschluß mit Auszeichnungen
  • Seit 1967 zahlreiche Auftragsarbeiten in öffentlichem Besitz

Ausstellungen (Auszug seit 1999)

  • 1999 Berlin, DE. Dresner Bank Kulturjahr ‚Mysterium der Form’.
  • 1999 Nancy/Ludres, FR. Centre Médiathèque
  • 1999 Luxemburg. Théatre des Capucins, « Tous ensemble ».
  • 2000 Innsbruck, AT. Casineum „Erze und Feuer“
  • 2000 Paris, FR. Galerie Thuillier, Institut Culturel Autrichien, « Sculptures en Bronze ».
  • 2000 Innsbruck, AT. Galerie Schafferer „Metamorphosen in Bronze“
  • 2001 Schwaz, AT. Toni-Knapp-Haus, „Poesie in Bronze“
  • 2001 Innsbruck, AT. ORF Kulturhaus Tirol.
  • 2001 Wien, AT. Säulenhalle des Österr. Parlaments, „Kraft und Magie seiner Bronzekunst“.
  • 2002 Innsbruck, AT. ART
  • 2002 Soreze, FR. L’Abbatiale de l’Abbaye.
  • 2002 Berlin, DE. Botschaft der Republik Österr., „Kraft und Magie seiner Bronzekunst. Skulpturen“.
  • 2003 Iphofen, DE. galerie max21
  • 2003 Königswinter, Bonn, DE. Gästehaus Petersberg, Konrad-Adenauer-Stiftung.
  • 2004 Msueumladin in St. Martin in Thurn, Gadertal, IT. Richard Agreiter Stiftung.
  • 2005-2006 Friedensengel, Bundesministerium für Landesverteidigung, Wien, AT.
  • 2008 Achenkirch, AT. Galerie im Alten Widum, „Mysterium der Form. Eine Retrospektive: Skulpturen und Reliefs in Bronze.
  • 2009 Innsbruck, AT. MiPArt Galerie, "Mysterium der Form. Einmaligkeit - Gültigkeit – Wiederholbarkeit: Bedeutungswandel in Kunst und Wissenschaft.

Mysterium der seriellen Form

Bildband

Bildband-Agreiter MiPArt.jpg

Einmaligkeit – Wiederholbarkeit - Gültigkeit: Bedeutungswandel in Kunst und Wissenschaft - Erich Gnaiger und Richard Agreiter - OROBOROS MiPArt Publications, Innsbruck, Austria 2009 - Bestellung (mit CD; € 25.- incl. Versand in Europa): [1]

Inhalt

Kurzbiographie Richard Agreiter (Seite 2)

  • Vorwort LH Günther Platter (Seite 4)
  • Vorwort LH Dr. Luis Durnwalder (Seite 4=
  • Rhythmus der seriellen Form (Seite 6)
  • Faun und Balance (Seite 8)
  • Vom Seriellen Ensemble zur Seriellen Skulptur: Big Mamas (Seite 10); Die Offene (Seite 11); Ensemble (Seite 14)
  • Serielle Skulptur aus dem Seriellen Ensemble: Gemeinschaft (Seite 18); Statuaire (Seite 21)
  • Durchbrechung einer Seriellen Skulptur: Mamette, erdgebunden (Seite 24)
  • Künstlerkraft und Thermodynamik: Kraft - Spiele der Kräfte (Seite 26)
  • Federn lassen: Haie (Seite 30)
  • Die Zeit als vierte serielle Dimension: Versprechungen - Das Versprechen (Seite 34)
  • Materie als Schiffre eines Bildhauers: Orbis (Seite 36)
  • Magie der Metamorphose: Faces - Face á Face (Seite 38)
  • Naturpatina und Patina: (Seite 40)
  • Quadratur der Seriellen Skulptur: Tänze der Elfen (Seite 44)
  • Fotografie und Konzept: Die Andere, Elle (Seite 48)
  • MiPArt Galerie: Oroboros (Haraldkirchebner; Seite 50)
  • Impressum - Förderung (Seite 52)
  • MiPArt CD (Seite 53)

Die MiPArt Ausstellung 2009 präsentiert Bronzeplastiken von Richard Agreiter in einer direkten Gegenüberstellung mehrer, wiederholt vom gleichen Ursprungsmodell gegossener Skulpturen, mit gezieltem Augenmerk auf Wiederholung und den Rhythmus der seriellen Form. Jedes Original zeigt in der seriellen Zusammenstellung den fließenden Übergang einer individuell numerierten Bronze zum unverkennbaren Unikat.

Im Grunde ist jeder Bronzeguss ein Experiment. Einem nicht mehrfach wiederholbaren Experiment wird in der Wissenschaft jede Gültigkeit abgesprochen. Erst das wiederholte Ergebnis verleiht dem einzelnen Ereignis Gültigkeit und Wert. Je öfter die Wiederholbarkeit dem tatsächlichen Versuch standhält, umso mehr wird das ‚verifizierte’ Phänomen zur gültigen, naturgesetzlichen Erkenntnis. Die Wiederholbarkeit ist nicht Gegensatz sondern serieller Bestandteil des Einmaligen auf verschiedenen Stufen der Komplexität. Einmaligkeit entsteht durch Wiederholbarkeit, in der Suche des Künstlers und Wissenschaftlers nach unbeirrbarer Gültigkeit.

BIG MAMAS

BIG MAMAS

Vom Seriellen Ensemble zur Seriellen Skulptur Wir stellen die Hypothese auf, daß erstmals in der Kunstgeschichte die Präsentation serieller - also mehrerer - Bronzegüsse eines Ursprungsmodells als Leitmotiv gewählt, als Serielle Skulptur definiert und in der Ausstellung MiPArt 2009 verwirklicht wird. Die serielle Kunst hat zwar ihren Ausgangspunkt bereits Ende des 19. Jahrhunderts genommen, doch zeigte die Bronzeskulptur ein beinahe schamhaftes Widerstreben, sich mit Ihresgleichen in Serie zu zeigen.

In der Skulptur ENSEMBLE ist die Zusammenführung des Weiblichen und Männlichen – BIG MAMA und DER SELBSTVERSTÄNDLICHE - zu einem ‚Ensemble’ als einheitliche Figur bereits tief im Werk von Richard Agreiter begründet. Dies verleitet geradezu zum weiteren, spielerischen Experimentieren mit Elementen verschiedener Skulpturen bis hin zur Seriellen Skulptur: BIG MAMAS – gemeinsam sind wir stärker.

Jede Skulptur im Einzelnen beansprucht Gültigkeit für sich. Die Serielle Skulptur ist jedoch mitbestimmend nicht nur für den Rhythmus der Form, auch für das Tempo giusto – das angemessene Tempo – der Betrachtung. Die Zusammenstellung gebietet Einhalt und Entschleunigung, führt in die Tiefe, beruhigt und reizt gleichermaßen.

GEMEINSCHAFT wurde von Richard Agreiter als Gruppierung dreier Skulpturen aus dem Seriellen Ensemble STATUAIRE kreiert. Die Serielle Skulptur trat bereits früh in der MAMETTE in Erscheinung, und kann als Erweiterung der Kombination verschiedener Elemente (ENSEMBLE; TANZ DER ELFEN) verstanden werden. Unsere fotographischen Experimente nahmen diese Fährte auf und führten uns zur Entdeckung eines Konzepts, welches wir hier mit dem Begriff der Seriellen Skulptur definieren und in den thematischen Mittelpunkt der MiPArt Ausstellung 2009 rücken.


KRAFT - SPIELE DER KRÄFTE

KRAFT - SPIELE DER KRÄFTE

Künstlerkraft und Thermodynamik Wenn vom Koksfeuer erhitztes, schmelzendes Metall in die Sandform gegossen wird, erleben wir den Prozess der Formumwandlung als ein Zusammenspiel von Künstlerkraft und den Wirkungskräften der Thermodynamik. Es erinnert die Werkstatt des Meisters an ein Labor der Alchemie, die Transformation des Metalls an den magischen Prozess der Verwandlung. Tanzt das heißflüssige Metall zu sehr aus der Reihe, kann das Experiment durchaus auch als ‚daneben gegangen’ beurteilt werden. Alle Schritte in der Entstehung des Gesamtkunstwerkes von Richard Agreiter bleiben in seinen Händen, von der Schaffung der Idee über Skizzen und Modelle, vom ersten Gipsentwurf bis zur Einformung und zum Bronzeguss, und der nachfolgenden individuellen Zisellierung einer Skulptur. Richard Agreiter hat ein nahezu archaisches Verhältnis zur Bronze. Bronze ist eine Legierung aus Kupfer, die meist Zinn, aber auch andere Buntmetalle enthalten kann. Ein ganzes Zeitalter der Menschheitsgeschichte - in Europa vom Ende des 3. Jahrtausend bis zum Beginn des 1. Jahrtausend v. Chr. - leitet seinen Namen von der Bronze ab. In Richard Agreiters künstlerisches Werk fließt die schöpferische Gewalt der Naturgesetze mit der Eigenwilligkeit des Metalls ein: als vielfältige Spielart von flüssiger und erstarrender Materie, von mikroskopischen Variationen, kleinsten Austritten bis zur Ausformung von Federn – und plötzlich eine vulkanartige, bedrohliche Explosion: mit Glück nur ein überraschender ‚Fehlguss’. Macht ein Fehlguss durch Selbsinszenierung der Bronze die Skulptur zum unwiederholbaren Unikat, oder ist erst die Vorhersagbarkeit und Wiederholbarkeit - die Reproduktion – ein Beweis der Gültigkeit des geformten Bronzekunstwerks?


SELBSTVERSTÄNDLICH 4

SELBSTVERSTÄNDLICH 4

Die Ausprägung der Naturpatina der Bronzen von Richard Agreiter steht in direktem Zusammenhang mit dem selbst durchgeführten Gussverfahren im Sandbett. Abwandlungen von Bronzelegierung und Gusstemperatur und der herrschenden Umgebungsfaktoren führen zur individuellen und nicht wiederholbaren Patina. In unseren Seriellen Skulpturen wird auch das Zusammenspiel von Naturpatina und thermochemisch nachgeprägter Patina ausgelotet.

TÄNZE DER ELFEN

TÄNZE DER ELFEN

Quadratur der Seriellen Skulptur TANZ DER ELFEN ist eine Skulptur, welche aus zwei Elementen eines Seriellen Ensembles besteht: Unsichtbares wird greifbar gemacht. Durch Zusammenstellung zweier Skulpturen von TANZ DER ELFEN erreichen wir die ‚Quadratur der Seriellen Skulptur’ – TÄNZE DER ELFEN: das Greifbare löst sich auf in der Bewegung, zerfließt zu Rhythmus, verströmt ins Mysterium der seriellen Form.

Von der Fotografie zum Konzept der Seriellen Skulptur

HAIE

Eine Begegnung von Kunst und Wissenschaft An einem Wochenende im April 2009 erstreckte sich das Schneefeld von der Kirche von Steinberg noch bis an das Haus „Gana“, wo Richard Agreiter mit seiner Frau Ghislaine lebt und in welches das Atelier und die Werkstätten des Künstlers integriert sind. Das strukturierte Weiß, die Kulisse des Rofan-Gebirges und ein strahlendes wolkenloses Blau eigneten sich zu einem fotographischen Osterfest der Inspirationen und Konstellationen von Bronzeplastiken. Es bedurfte nicht vieler Worte zwischen Richard Agreiter und Erich Gnaiger. Der Rhythmus der seriellen Form bildete das fotographische Konzept, mit welchem der Naturwissenschaftler Erich Gnaiger mit dem Künstler eine nahezu symbiotische Zusammenarbeit beginnen sollte. Die Seriellen Skulpturen sind Vervielfachung von Licht und Schatten. Ein Selbstgespräch wie auch ein Dialog. Die Verliebtheit der Form in sich selbst. Eine Reflexion - in Abwandlung des Logos ‚Oroboros’ der MiPArt Galerie. Das Grundthema der Einmaligkeit und Wiederholbarkeit stellt das Werk von Richard Agreiter ins Spannungsfeld zwischen Kunst und Wissenschaft, welches dem Leitbild der MiPArt Galerie entspricht. MiPArt versucht, wissenschaftliche Konzepte durch die Kunst verständlicher zu machen und gleichzeitig sich der Kunst mit wissenschaftlichem Hintergrund zu nähern – eine spannende Kooperation zwischen Wissenschaft und Kunst, zwischen KünstlerInnen und WissenschaftlerInnen.


Mystery of Serial Forms (English Version)